Sonntag, 11. April 2010
Seit Oktober 2009 ist Daniel Mulhall irischer Botschafter in Berlin. Am 11. April, 2 Tage vor Samuel Becketts 104. Geburtstag, besuchte er, zusammen mit seiner Frau Greta, auf Einladung der Samuel Beckett Gesellschaft (SBG) Kassel.
In Kooperation mit dem KulturNetz Kassel hielt der Botschafter, Schirmherr der einzigen deutschen Beckett-Gesellschaft, im Rahmen der Jahreshauptversammlung des wissenschaftlichen Beirats der SBG, in den Räumen von KulturNetz einen öffentlichen Vortrag in englischer Sprache zum Thema „Beckett’s Ireland: From Murphy to Molloy“. Anwesend waren auch Michael Kaiser und Vera Lasch.
Vorausgegangen war eine Fahrt zum Herkules, ein Spaziergang am Fuße der Kaskaden beim Kaskaden-Restaurant, Becketts „Wirtschaft on the Height“ (aus dem Kasselroman „Traum von mehr bis minder schönen Frauen“), die Besichtigung des Hauses Landgrafenstraße 5 (heute Bodelschwinghstraße 5) im Vorderen Westen, wo Samuel Beckett zwischen 1928 und 1932 achtmal seine irischen Verwandten, die Familie Sinclair, besucht hatte. Die Tochter der Sinclairs, Peggy, war Becketts erste große Liebe. Auf dem Gehweg vor dem Wohnhaus wurde zu Silvester 2005/2006 eine Gedenkplatte zur Erinnerung an den irischen Schriftsteller und Nobelpreisträger in den Boden eingelassen.
Daniel Mulhall, 1955 in Waterford geboren, war im diplomatischen Dienst für Irland vor Berlin in Neu Delhi, Wien, Brüssel, Edinburgh und Kuala Lumpur (er war hier Botschafter gleichzeitig für Malaysia, Thailand, Laos und Vietnam).
In einem spannenden, temperamentvoll gehaltenen und kenntnisreichen Vortrag, in dem auch Beziehungen zwischen Kassel und Irland nicht unerwähnt blieben, betonte Mulhall, dass Irland seit Generationen bedeutende Schriftsteller hervorgebracht hat, Oscar Wilde, George Bernard Shaw, W. B. Yeats, James Joyce, Seamus Heaney und Samuel Beckett (4 von diesen erhielten den Nobelpreis für Literatur).
Ein weiterer Höhepunkt des Tages und gleichzeitig Abschluß des Besuches war die Eintragung des irischen Botschafters ins Goldene Buch der Stadt Kassel und der Empfang im Lesesaal des Rathauses. Dort betonten sowohl der Historiker Mulhall als auch Stadtrat Dr. Lohse die seit langem bestehenden kulturellen Beziehungen zwischen Irland und Deutschland, aber eben auch speziell zwischen Irland und Kassel.
(Henrike Taupitz)